Kunstschmiede
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Wo Schmieden eine Kunst ist
In der Werkstatt in Altersbach entstehen rustikale Zaunfelder und filigrane Windspiele
Von Marco Schreiber
Altersbach – Lange Reden sind seine Sache nicht. Sparsamen Sätzen lässt Falk Nothnagel immer eine Pause folgen. So, als
gehorchte der Schmied auch beim Sprechen dem Rhythmus seiner Arbeit. „Als Schmied macht man alles, was mit Metall zu tun hat“, sagt der 58-Jährige. „Man ist Schlosser, Metallgestalter, Restaurator.“
Genauso sieht es in seiner Werkstatt aus. Links neben der Schiebetür zwei wuchtige Ständerbohrmaschinen, auf dem Boden davor zwei handliche Winkelschleifer. Eine Weinbergschnecke, aus Kupferblech getrieben, hängt neben dem Schmiedefeuer an der Wand. Das Gebläse schnarrt wie ein asthmatischer Staubsauger, die Flammen schlagen halbmeterhoch.
Nothnagel holt ein heißes Eisen aus der Glut und legt es auf den Amboss. In schneller Folge lässt er den pfundschweren Hammer auf das rotglühende Ende fallen. Ting-ting-ting. Mit der linken Hand dreht Falk Nothnagel das Eisen. Ting-ting-ting. Schnelle Schläge, locker aus dem Handgelenk, scheinbar mühelos. Dazwischen kurze Pausen, zwei, drei Augenblicke nur.
Gelb wie die Mittagssonne
Ting-ting-ting. Der runde Eisenstab, kaum fingerdick, soll etwas dünner werden. Und rund bleiben dabei. Ting-ting-ting. Der Stab erkaltet nach einer Serie kurzer Schläge, Nothnagel stößt ihn zurück ins Feuer. Schiebt mit einem schmalen Blech die Glut darüber zusammen, zieht einen zweiten Stab heraus.
Die Spitze glüht gelb wie die Mittagssonne. Ting-ting-ting. Drehung. Ting-ting-ting. Der Stab verändert seine Farbe zu orange-, dann ziegelrot. Bei den letzten Schlägen ist das Eisen wieder schwarz wie eine Bleistiftmine. In den Ohren klingelt der Nachhall der Hammerschläge.
Vom Schmieden allein könnte er nicht mehr leben, sagt der selbstständige Handwerksmeister. Schon gar nicht von dem, was früher ein Grobschmied fertigte – Zaunfelder und Gartentore, Fenstergitter und Türbeschläge. Obwohl der Preisunterschied zum Baumarkt „nicht so gravierend ist, wie der Kunde oft annimmt“. Dafür bekommt er von Nothnagel immer ein Unikat. „Bei mir gibt’s keine Serie.“
Im Gegenteil. Bei Nothnagel gibt’s auf Bestellung Stücke mit künstlerischem Anspruch. Einen Lichterbaum für die Kirche in Oberschönau baut er heute zusammen, ein brusthohes Gestell aus geschwungenen Stäben, die 24 Teelichter tragen sollen. Dazwischen werden drei Weinblätter hängen, aus silbrig glänzendem Blech gestanzt, mit kunstvoll eingearbeiteten Blattrippen. „Kirche hat einen Bezug zum Wein, da habe ich die Weinblätter gemacht“, sagt Nothnagel. Er hatte eine Idee, und er hat sie verwirklicht – Kunst und Handwerk gehen in seiner Werkstatt Hand in Hand.
Gelernt hat Nothnagel in den 1960er Jahren in Eisenach. „Das war die Haus- und Hofschmiede der Wartburg“, erzählt er. Kronleuchter hat er in seiner Gesellenzeit restauriert und Beschläge aus den Verliesen der Burg, „die noch kein Tourist gesehen hatte“. Den Beruf des Schmiedes gibt es schon lange nicht mehr. Heute lernen die Metallbauer der Fachrichtung Metallgestaltung mit dem Schmiedefeuer umzugehen. Dabei hat noch im vorigen Jahrhundert ein Grobschmied keine Messer gefertigt, ein Nagelschmied nie Ketten gemacht.
Nothnagels Lehrmeister in Eisenach hatte auch eine Professur an einer Kunsthochschule inne. So lernte Nothnagel die moderne Metallkunst kennen und erlebte, wie Schrott zu Plastiken umgearbeitet wurde.
Künstlerluft hatte der junge Schmied jedoch schon vorher eingeatmet – Vater Fritz verdiente seinen Lebensunterhalt als Maler und Bildhauer. Als Architekt hätte er seinen Sohn gern gesehen. „Aber das war mir nichts, ich wollte Abends sehen, was ich gemacht habe.“
Also lernte er das alte Handwerk, legte die Meisterprüfung ab und baute Anfang der 1980er die eigene Werkstatt auf – ein Flachbau hinterm Elternhaus, vorn das helle Maleratelier des Vaters, hinten die verrauchte Schmiede des Sohns. „Vom Amboss bis zur Zange habe ich alles angeschafft“, erzählt Nothnagel. Er klingt ein wenig stolz dabei.
Viele Schmieden schließen
Unter dem schmalen Fensterband hängen Dutzende Feilen an der Wand, die Holzgriffe fast so schwarz wie der Koks. Unter dem Gestell mit dem Schmiedeofen liegt ein riesiges Sortiment Hämmer, manche pfundschwer, andere kaum daumendick. Wann immer ein Schmied in der Gegend seine Werkstatt schließt, fährt Nothnagel hin und ergänzt seinen eigenen Werkzeugbestand.
So vielfältig wie seine Werkzeugsammlung ist das Repertoire des Kunstschmieds. An der einen Wand lehnen zwei Meter lange Zaunfelder mit Schmiedeornamenten, an der anderen hängt ein verschnörkeltes Fenstergitter. Für die boomenden Mittelaltermärkte fertigt er Morgensterne und Fackelhalter, die man auch mit Lampenöl betreiben kann. Im Garten wächst ein Zungengras aus der Erde, eine Skulptur aus schwarzlackiertem Eisen, die an ein breites, gewundenes Blatt erinnert.
Seine Liebe gehört jedoch den Windspielen. „Starre Plastiken gibt es viele“, sagt Nothnagel. Bewegliche wie die kniehohe Tulpe und das übermannsgroße Ei in seinem Garten eher selten. Zwischen Haus und Werkstatt drehen sie sich sacht in der milden Herbstluft. „Man soll schließlich keinen Nervenkollaps bekommen, wenn man im Garten sitzt“, sagt Nothnagel. Mit seinen kurzen grauen Haaren, dem gepflegten Walrossschnauzer und den klaren Augen könnte er selbst schon Professor an einer Kunsthochschule sein.
Wie viele Menschen träumt auch der 58-Jährige manchmal von einem Lottogewinn. „Für ein Viertel Jahr würde ich mich gern dem Experimentieren hingeben“, sagt er und meint damit seine vielen Ideen, die er gern umsetzen würde.
Die Käufer seiner künstlerischen und praktischen Arbeiten finden allerdings nur per Mund-zu-Mund-Propaganda zum ihm nach Altersbach im Landkreis Schmalkalden-Meiningen. Im Internet sucht man seine Waren vergeblich. Zu oft haben Kollegen von Nachbauten ihrer Werke berichtet, sagt Nothnagel und wiegt missbilligend den Kopf.